10.3205/HTA000110
Wilbacher, Ingrid
Ingrid
Wilbacher
Brandstätter, Silvia
Silvia
Brandstätter
Kruzic, Nives
Nives
Kruzic
Gerner, Gabriele
Gabriele
Gerner
Kiesl, Ute
Ute
Kiesl
Österreichischer Muster-Leistungskatalog Physikalische Medizin – empirische Grundlagen zur Wirksamkeit der Inhalte
German Medical Science GMS Publishing House
2013
JournalArticle
Österreich
physikalische Medizin
Leistungskatalog
610 Medical sciences; Medicine
2013-07-11
2013
de
urn:nbn:de:0183-hta0001108
hta000110
text/html
GMS Health Technology Assessment; 9:Doc04; ISSN 1861-8863
Hintergrund: Ein Muster-Leistungskatalog als Basis für Einzel- und Institutsverträge zwischen Anbietern aus dem Bereich der Physikalischen Therapie und der sozialen Krankenversicherung in Österreich wird auf die Studienlage für die Wirksamkeit der Leistungen untersucht. Der Fokus liegt auf dem Setting des niedergelassenen Versorgungsbereichs.
Methodik: Es wurden ausgehend von der Leistungsebene (nicht der Indikationsebenen) neun systematische Literaturrecherchen aus den Datenbanken Pubmed, PEDRO und Cochrane erstellt und in dieser Übersichtsarbeit zusammengefasst sowie mehr als 180 Literaturstellen verwendet.
Ergebnisse: Es zeigt sich eine umfangreiche Studienlage zu aktiven Bewegungstherapien wie Aerobic, allgemeines Kräftigungstraining, Stretching, „graded activity“, Förderung der Rückenmuskulatur, Koordinationstraining. Positive Wirkungen sind vor allem zur Schmerz- und Funktionsbesserung bei chronischen muskuloskeletalen Schmerzzuständen zu erwarten, Bewegung ist jedoch kein Allheilmittel, wie negative Studienergebnisse zu Indikationen, wie Asthma, Dysmenorrhoe und Epilepsie, belegen.
Eine eingeschränkt belastbar beweisbare Wirksamkeit zeigt sich für mechanische Bewegungsunterstützung mittels Gerät, hier hauptsächlich über Studien zu Traktion.
Manuelle Therapien und Mobilisationstechniken zeigen in den berichteten Studienergebnissen keine belastbaren Beweise zur Wirksamkeit, manipulierende Techniken bergen ein nicht klar einschätzbares Schadenspotenzial.
Die Studienlage zu elektrophysikalischen Anwendungen zeigt für TENS positive Wirksamkeitsnachweise im Einsatz bei einigen mit Schmerz verbundenen Indikationen. Für Mittel- und Hochfrequenztherapie wurden widersprüchliche Studienergebnisse gefunden.
Thermische Therapieanwendungen zeigen im Vergleich zur Placeboanwendung wenig Wirksamkeitsunterschied.
Schlussfolgerung: Es existieren Nachweise zu einer positiven Wirkung von aktiven Therapieformen und widersprüchliche Studienergebnisse zu passiven Therapieformen bei muskuloskeletalen Beschwerden. Die Vergleichbarkeit der Studienergebnisse ist aufgrund der unterschiedlichen Darstellung, des umfangreichen Indikationsspektrums und der vorwiegend subjektiven Endpunktmessungen eingeschränkt. Zusatztherapien (wie Medikation) und unerwünschte Wirkungen werden vielfach nicht thematisiert.
Abgrenzungen zwischen Krankenbehandlung, Kur, Wellness und Setting (ambulant oder stationär) sind kaum bis gar nicht möglich.
Die Studien zu den verschiedenen Leistungen der physikalischen Medizin zeigen einen einheitlichen Fokus auf (kurzfristige) Symptombehandlung und Lebensqualität als Endpunkte. Interessant für ein Gesundheitssystem wäre z.B. der Einfluss physikalischer Behandlungen auf die Mortalität und Morbidität, zum Beispiel im Sinn verhinderbarer Operationen.
GMS Health Technology Assessment; 9:Doc04; ISSN 1861-8863