10.4126/38M-000000427
Despang, Christoph Michael
Christoph Michael
Despang
Der stabilisierende Effekt eines dynamischen Bewegungsfixateurs im
Vergleich zur osteoligamentären Restabilisierung bei der
traumatischen Ellenbogeninstabilität
Deutsche Zentralbibliothek für Medizin
2011
Thesis
610 Medical sciences; Medicine
2011
de
urn:nbn:de:hbz:38m-0000004270
99 pages
text/html
Gegenstand dieser Arbeit war es, die Stabilität des Ellenbogengelenks im Rahmen
verschiedener Verletzungen, die in Zusammenhang mit Luxationen auftreten, zu evaluieren.
Dazu wurden 8 humane Armpräparate in einer eigens angefertigten biomechanischen
Testapparatur untersucht. Es wurden verschiedene Instabilitätsstufen eingeleitet. Hierzu
gehörten simulierte Rupturen der Kollateralbänder sowie eine Mason III Fraktur des
Radiuskopfes mit Resektion. Anschließend wurden diese wieder rekonstruiert. Die Ligamente
wurden mittels Knochenankern reinseriert, die Radiuskopffraktur wurde mit einer neuen
Methode, dem sogenannten Fragment Fixations System (FFS), versorgt. In jeder Situation
wurde zusätzlich ein Orthofix-Bewegungsfixateur angebracht, um seine stabilisierende
Wirkung auf die unterschiedlichen Voraussetzungen zu untersuchen. In allen Sequenzen
wurden die Parameter Kraftrichtung (varus/valgus), Unterarmrotation
(Supination/Neutralstellung/Pronation) und Flexionsstellung (0°-120°) variiert und die
Auslenkungen in Varus-/Valgusrichtung bei 2,5, 5 und 7,5 Nm erfasst. Die statistische
Analyse wurde mittels einer one-way-ANOVA durchgeführt.
In den Messungen zeigte sich, dass das Modell valide ist; Ergebnisse anderer Autoren
konnten reproduziert werden. Durch das simulierte Medialbanddefizit zeigte sich eine
signifikante Zunahme der Instabilität im Valgusstress. Ebenso in Varus-Richtung blieb das
intakte dem durch die eingeleitete Lateralbandruptur defizitären Gelenk überlegen. Eine
zusätzliche Radiuskopfresektion verschlechterte die Ergebnisse tendenziell. Die
Rekonstruktionen erbrachten keine signifikante Reduktion der Unterarmdeviation als Marker
für die Stabilität. Erst durch zusätzliches Sanieren des Radiuskopfes gelang eine signifikante
Stabilisierung im Valgusstress. Hinsichtlich der Stabilität fiel die Neutralstellung als
instabilste Unterarmrotationsstellung auf, wohingegen sich die Supination im Valgus- und die
Pronation im Varusstress tendenziell als stabiler erwies. Die Stabilität in 120° Flexion wurde
nur von der kompletten Extension übertroffen. Eine höhere Auslenkung erbrachten
insbesondere die 60° und 90° Flexionsstellungen. Der Bewegungsfixateur stabilisierte in allen
Sequenzen gleichermaßen suffizient. Über den Bewegungsumfang konnte sich keine
Beugungsstellung als überlegen darstellen. Jede Position oder Instabilität mit Fixateur war
ihrer Partnersituation ohne Fixateur mit Ausnahme des intakten Gelenks signifikant
überlegen. Zusammenfassend sollte Stabilität zur Ruhigstellung – aufgrund der Praktikabilität – in 120°
Flexion und Supination angestrebt werden. Für die Untersuchung auf Instabilität bietet sich
die 60° bis 90°-Beugung in Neutralstellung als die instabilste Position an. Die Rekonstruktion
des lateralen Komplexes mit Knochenankern ist aufgrund ihrer biomechanischen
Minderwertigkeit gegenüber anderen Rekonstruktionsmöglichkeiten nur bedingt zu
empfehlen. Medialseitig sind weiterführende Studien für einen direkten Vergleich aller
Rekonstruktionsalternativen notwendig. Der Radiuskopf ist in jedem Fall zu rekonstruieren
oder zu ersetzen. Die Technik der FFS-Drähte bietet eine einfach anzuwendende und
stabilitäterhaltende Möglichkeit. Keine der hier durchgeführten Wiederherstellungen konnte
ein dem Ausgangsniveau entsprechend geführtes Gelenk gewährleisten. Um trotzdem eine
frühfunktionelle Behandlung, die unabdingbar für die Vermeidung von Komplikationen wie
z.B. Steifheit oder Arthrofibrose ist, zu gewährleisten, ist die Applikation eines dynamischen
Fixateurs externe in der Akutsituation der Ellenbogenluxation angezeigt.